STECKBORN. Seit Anfang Mai ist die evangelische Kirche in Steckborn wegen Renovationsarbeiten geschlossen. Anlässlich der Besichtigung war der Kirchturm beflaggt; stolz wehte sowohl die Schweizer wie auch die Steckborner Fahne im Wind und zeigten den Besuchern auf charmante Weise den Weg in den Turm, der zum Besichtigungsprogramm dazugehörte. Andere Interessierte liessen sich mit anschaulichen Beispielmaterialien die Zusammensetzung der Baumasse erklären.
Decke Iöste sich
Im Chor besammelten sich all jene, die gerne auf das Baugerüst klettern wollten, um sich die Arbeiten an der Decke erklären zu lassen. Urs Fankhauser, Restaurator im Ruhestand, erklärte den Versammelten, warum es zum Entschluss kam, die Kirche renovieren zu müssen. 2010 löste sich spontan ein Stuck der Decke im Chor. <<Wir hatten Glück, dass dies nicht während eines Gottesdienstes geschah», erzählt Fankhauser. Die Anwesenden staunten nicht schlecht. Vermutet wird, dass, als man im 19. Jahrhundert den Turm verschoben hatte, die Decke instabil wurde. Dieser Defekt ist nun aber schon längst behoben. Nun ging es mit Helm ausgerüstet rauf auf das Baugerüst, wo, oben angekommen, Kirchenmaler Benno Kalt der Firma Fontana & Fontana aus Rapperswil-Jona den Besuchern die Arbeiten an der Decke erläuterte.
Einfach übermalt
Bei der letzten Renovation vor 40 Jahren nämlich übermalte man die wertvollen Stuckornamente mit einfacher Dispersionsfarbe, was nun wieder aufwendig rückgängig gemacht wird. Mit einer Paste und einfachem Wasserdampf wird diese von der Decke und von den Stukkaturen weg gelöst. An der weissen Decke fallen unschöne Farbabblätterungen auf, aber es stechen auch rötliche, fein gezeichnete Blumenmuster ins Auge. «Diese Vorzeichnungen kann man leider nicht genau datieren», sagt kalt. Vorbei an einem Netz feiner, stützender Holzbälkchen geht es zur Informationstafel über die lädierte Bockshaut-Konstruktion der Kirchendecke. Die Mörtelschicht halt nicht. Die Bockshaut war nicht sauber gemacht. Bemerkenswert in Steckborn ist, dass die Stukkaturen verdrahtet wurden. Diese Drähte sind zum Teil rostig geworden. «Wir haben bei der Renovation nun auch jüngere Ergänzungen gefunden, das zeigt, dass es auch schon vorher Probleme mit dem Deckensystem der Erbauungsjahre gab», sagt Bergmann. Die Renovationsarbeiten dauern noch bis Weihnachten an.