(jme) Renaissance Musik a Capella gesungen, begleitet von aussergewöhnlichen Lichtspielen und Bildern, präsentierte der Chor der evangelischen Kirchgemeinde am vergangenen Samstag- und Sonntagabend in einer gelungenen Premiere dem staunenden Publikum in der evangelischen Kirche Steckborn.
«Aus vielen Teilen wird ein Ganzes, wie Leonardo da Vincis Idee einer Brücke wollen auch wir aus dem heutigen Konzert ein Ganzes machen, das erst aus vielen kleinen Teilen entstehen kann. Alle sind wir ein Teil eines Ganzen: die Sänger, die Leitung, die Techniker und alle anderen Helfer, die unser wunderbares Projekt <Chormusik aus der Renaissance> mit bewegten Lichtspielen erst möglich gemacht haben», mit diesen Worten begrüsste Maya Willi, Präsidentin des evangelischen Kirchenchors Steckborn, das zahlreich erschienene Publikum in der evangelischen Kirche Steckborn am Samstag zur Premiere dieser speziellen klang- und farbenreichen Darbietung unter der musikalischen Leitung von Martin Weber und der künstlerischen Leitung von Werner A. Petraschke.
Sakrale Klange und moderner musikalischer Kontrapunkt
«Dona nobis pacem, ich lade Sie ein in unsere Klangwelt mit einzutauchen mit Lichtern, Bildern und Farben - in das Magnum Mysterium dieses Abends», verkündete sie weiter und das war dann auch das erste Stück von T. L. de Victoria, das der Chor a Capella mit Untermalung von blauen Lichtstreifen und eindrucksvollen Bildern des Universums an der weissen Kirchenwand zum Besten gab.
Die geneigte Hörerschaft hielt den Atem an, so beeindruckend war die Kombination von Licht, bewegten Bildern und Gesang. Nach einer kurzen Trink- und Sitzpause der Sängerschaft im Dunkeln, erfüllte überraschenderweise Meeresrauschen die Kirche und der Chor stimmte das Lied «Was betrübst du dich meine Seele» von J. H. Schein an, begleitet wurden die geschulten Stimmen von beruhigenden Strandbildern. Nach einer weiteren Pause wurde ein kleines Podestchen aufgebaut, auf welchem Jovin Langenegger seine musikalische Maturarbeit «Chamäleon präsentierte. Die originelle Imagination zum sorgfältig komponierten und arrangierten Stück war das Musikvideo, in welchem eine siebenfache Ausfertigung des jungen Künstlers zu sehen war. Jovin Langenegger spielte live nur die Leadstimme, die als Bandleader fungierte, die Hauptthemen und die Solos spielte und jeweils die Einsatze im Arrangement an die sieben Doubles verteilte. Die restlichen Stimmen des Musikstücks waren eingespielt. Dieser musikalische Kontrapunkt im Renaissance Abend gefiel den Zuhörern sichtlich.
Als Dank ein tosender Applaus
Nach dieser kreativen «Zwischenmusik» sang der Chor die
«Missa brevis» von G. P. da Palestrina, die mit eindrucksvollen Bildern von Überfluss und Entbehrungen, die in unserer globalen Gesellschaft vorkommen, und Bildern von Michel Angelos Werk, aber auch Leonardo da Vincis und Albrecht Dürers weltberühmte Arbeiten, unterstützt wurde. Zum sinnlichen Schluss des Renaissance-Abends liess eine Diskokugel ihre Lichtpunkte so an den Wanden der Kirche entlanggleiten, dass die Zuhörer sich einen Moment lang in einem sanften Schneetreiben wähnten.
Der Applaus für die Künstler war gross und das tat dem Chor sichtlich gut, denn dass die Aufführung so reibungslos über die Bühne gehen konnte, war nicht selbstverständlich. Nicht nur die Grippewelle legte den Probenden Steine in den Weg. «Die Vorbereitungen gingen unerwartet länger, weil das a Capella Singen und die gleichberechtigten Stimmen in der Renaissance-Musik das Proben sehr anspruchsvoll machten. Im Sommer hatten wir zum Glück schon bemerkt, dass wir mehr Zeit brauchten, um die Stücke zu beherrschen. Mit der Verschiebung der Darbietung um vier Monate holten wir uns die Ruhe, die nicht nur wir als Chor brauchten, sondern die auch zu dieser Musik und in diese Epoche der Renaissance passt», erklärt Maya Willi ausführlich. Ein Teil der Einnahmen wurde für eine Spende an Aidswaisen in Tansania eingesetzt. Zum Schluss gabs dann aber neben dem tosenden Applaus für jeden, der mitwirkte, noch eine rote Rose als Dankeschön.