(hch) Stimmig dekoriert mit Baumrinden, Tannzapfen und Tannzweigen, weihnächtlichen Servietten, mit brennenden Kerzen auf grossen Tischen präsentiert das Vorbereitungsteam der evangelischen und katholischen Kirchgemeinden und der Pro Senectute den Pfarreisaal der katholischen Kirche in Steckborn. Das Programm am ökumenischen Seniorennachmittag wolle auf Weihnachten einstimmen, begrüsst Margrit Eigenmann die Seniorinnen und Senioren, die trotz beginnendem Weihnachtsstress am Mittwoch die Gelegenheit nutzen, einen gemütlichen Nachmittag mit Freundinnen, Freunden oder Bekannten zu geniessen, eine Weihnachtsgeschichte, erzählt von Pfarrerin Sabine Gäumann, zu hören und sich am Spiel der «Örgeli-Buben» zu erfreuen.
Zunächst gehörte die Bühne den «Örgeli-Buben»
Nach der kurzen Begrüssung gehört die Bühne den «Örgeli-Buben». Ein Mädchen und fünf Buben kommen auf die Bühne, packen ihre Schwyzerörgeli aus, setzen sich auf die Instrumentenkasten und greifen in die Tasten. Die zehn- bis 14-jährigen Kinder beherrschen ein grosses Repertoire, spielen eine bunte Mischung aus Volkstümlichem und Weihnachtsliedern. Die einen konzentrieren sich auf das Notenblatt, die anderen sind so entspannt, dass sie während des Spiels ihre Augen durch den Pfarreisaal schweifen lassen. Das Publikum ist begeistert, es klatscht im Takt, schunkelt, singt mit – und entlockt den Musizierenden kein einziges Lächeln. Das gemeinsame Spiel sei gar nicht so einfach, erklärt der 14-jährige Philipp aus Homburg. «Wir müssen uns sehr konzentrieren, dass wir alle im gleichen Tempo spielen». Auch wenn es zum Lächeln nicht reicht, das Zusammenspielen gelingt den «Örgeli-Buben», sie halten Takt und Rhythmus auch ohne Dirigenten, stimmen mit ihrer Musik fröhlich-besinnlich auf die Weihnachtsgeschichte ein.
Weihnachtsgeschichte aus «In meiner ersten Gemeinde»
Pfarrerin Sabine Gäumann erzählt eine Weihnachtsgeschichte aus «In meiner ersten Gemeinde» ihres Berufskollegen Ulrich Knellwolf. Vor Jahren, in ländlicher Umgebung sei er während der Adventszeit von einer Hebamme ins Krankenhaus gerufen worden. Dort habe er ein erst 18-jähriges, unverheiratetes Paar angetroffen, die eben ihr erstes Kind bekommen hätten, die junge Frau aus gutem Hause, der junge Mann mit spanischem Hintergrund. Die Eltern der jungen Mutter missbilligten die Verbindung zwischen den beiden. Er, als Pfarrer, habe ihnen von ihrem ersten Enkelkind berichten müssen. Die frischgebackenen Grosseltern hätten sich geärgert, sich gegenseitig beschuldigt, für das grosse Unglück verantwortlich zu sein, wollten mit ihrer Tochter, ihrem Schwiegersohn in spe, mit ihrem Enkelkind nichts zu tun haben. Die jungen Eltern hätten keine andere Haltung erwartet und trotzdem darauf bestanden, das Kind während der Weihnachtsmesse taufen zu lassen, mit dem Pfarrer und der Hebamme als Pate und Patin. Ein kleiner Schock für die Gemeinde. Doch die Worte des Erzengel Gabriels aus dem Lukas Evangelium «Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden!» habe die Herzen der Grosseltern erweicht.
Eine fröhliche und gleichzeitig nachdenklich stimmende Geschichte. Weihnachten feiert nicht nur die Freude über die Geburt Christi, Weihnachten feiert auch die Toleranz, das Miteinander, die verständnisvolle Überwindung eingefrorener traditioneller Denkmuster und Verhaltensweisen.